Bojenfeld vor Terre-de-Haut

Bojenfeld vor Terre-de-Haut, der größten Insel der Iles de Saintes

Samstag, 15. Januar 2022

Am frühen Nachmittag erreichen wir die Iles de Saintes, eine Inselgruppe südlich der Hauptinsel von Guadeloupe. Der Wind lässt es zu, dass wir fast bis in die Bucht vor der Hauptinsel Terre-de-Haut segeln können. Erstmals müssen wir mangels Boat Boys selbst an der Boje eigenhändig festmachen. Der Bug ist dafür entschieden zu hoch, die Festmacherleine reicht aber nicht bis zur Badeplattform am Heck. Ich lege mich also bäuchlings an die Relingspforte an Steuerbord, während Merle die Boje ansteuert. Mit dem Bootshaken fische ich die Boje heran, ziehe die Leine durch die Öse und fertig. Was sich hier mal eben hinschreibt, braucht aber in Realität mindestens drei Versuche. Falls wir demnächst wieder ohne Hilfe an einer Boje festmachen, werden wir die Vorleine verlängern und rückwärts mit der Badeplattform an die Boje gehen.

Flagga Frankreich

Nächste Aufgabe: Einklarieren. Mit den Schiffs- und Personaldokumenten steige ich ins Schlauchboot und lasse mich vom E-Motor zum Dinghi-Dock schieben. Dort angekommen schlendere ich zunächst die Uferstraße entlang. Nette Souvenir-Läden, Cafés/Bars und Restaurants reihen sich aneinander, sind gut besucht und machen einen sehr gemütlichen Eindruck. Hier würde es meiner Frau sehr gefallen.
Allerdings finde ich keinen Hinweis auf die Stelle, wo man Einklarieren kann. Ich frage eine reifere, sehr französisch anmutende Ladenbesitzerin danach. Sehr freundlich verweist mich die distinguierte Mitfünfzigerin auf ein Haus weiter die Straße hinunter auf der rechten Seite. Sie deutet mit dem ausgestreckten Arm dorthin: "Sehen Sie das Haus mit dem weißen Anbau oben?" Ja, sehe ich, danke und Au revoir.

Fähranleger

Der Platz vor dem Fähranleger

Zurück an Bord hole ich Merle ab zu einem Bummel durch den Ort, denn ich habe ihr vorgeschwärmt, wie hübsch es dort ist. Wir spazieren entlang der Uferstraße fast rund um die Bucht. Die Straße verläuft nicht direkt am Wasser, es liegt immer noch eine Reihe Häuser zwischen Straße und Strand oder Ufer. Die Restaurants haben also immer ungestörten Blick aufs Wasser, manche einen kleinen Strand vor der Terrasse. Es gibt auch Klamottenläden mit einem Angebot, das Merle gefällt. Sie möchte noch ein leichtes, kurzes Kleid erstehen und probiert Einiges an. Wie üblich sitzt der männliche Begleiter irgendwo rum und wartet. Und wartet. Ab und zu soll ich meine Meinung zum anprobierten Kleidungsstück abgeben, die aber dann letztlich ohnehin nicht zählt, weil inkompetent. Aber auch das hat irgendwann ein Ende. Wir ziehen weiter und kommen an einer Bar vorbei, die hervorragend bewertet ist. Weil gerade die happy hour läuft, ist es brechend voll mit trinkenden und lärmenden jungen Leuten. Bis wir da einen Cocktail in der Hand haben, wird es dunkel sein. Außerdem haben wir noch nichts gegessen. Also machen wir uns auf den Rückweg. Ich sende an Jan-Peter, den entfernten Verwandten, der zum Ende der Atlantiküberquerung in Guadeloupe anlanden wollte, eine Messenger-Nachricht, wir seien hier, wo bist du?

Völlig unerwartet erhalte ich sehr schnell eine Antwort: "Ich liege an Boje Nr. XX, wo habt ihr festgemacht?" Waaas? Da schreiben wir uns im Abstand von Wochen immer mal, wo wir uns gerade befinden. Ein Treffen war bisher nicht zustande gekommen, weil die Entfernungen zu groß waren. Nach so vielen Erlebnissen und unserer Reise durch die halbe Antillenkette liegen wir zufällig (!) in derselben Bucht? Hammer! Auf dem Rückweg steuern wir den kleinen Katamaran an und sagen Hallo. Jan-Peter hat Besuch an Bord von einem befreundeten Ehepaar, heißt uns willkommen und kredenzt uns einen kühles Fruchtsaftgetränk. Wir unterhalten uns lange und gutgelaunt. Die drei wollten allerdings gerade ihr Schlauchboot aufpusten, damit sie an Land kommen. Wir vertagen unser umfangreiches Gequassel über Gott und die Welt auf morgen und verabschieden uns, damit deren Dinghi noch am Abend endlich einsatzbereit wird.

Treffen mit Jan-Peter

Die Drei von der Tankstelle? Nein, drei glückliche Antlantikbezwinger! Endlich begegnen wir Jan-Peter persönlich.

Sonntag, 16. Januar 2022

Am Morgen chatten wir uns mit Jan-Peter zusammen. Seine Gäste wollen mit dem Dinghi an Land, um sich die Insel anzuschauen. Deshalb hole ich ihn mit unserem Schlauchboot ab, damit er auch unser Boot kennenlernen kann. Weil wir uns nach soviel Hin- und Herschreiberei erstmals persönlich begegnen, gibt es viel zu erzählen und auszutauschen. Wir verstehen uns prächtig und erzählen uns gegenseitig fast die ganze Lebensgeschichte, zumindest die berufliche Laufbahn der letzten Jahrzehnte, gekrönt von den dramatischen Umwälzungen durch die Corona-Pandemie. Ihn hat es schwer getroffen, mit Verlust von viel Geld und dem Ausfall von geplanten Großveranstaltungen, meine gesamte Einnahmensituation ist weggebrochen, geradezu implodiert.

Bucht mit Fischerbooten

Bucht mit Fischerbooten vor Terre-de-Haut

Irgendwann erschrecken wir uns, wie spät es nach all der Quasselei geworden ist. Am späten Mittag bringe ich Jan-Peter zurück zu seiner "Caretta". Er bietet mir sein Iridium Go! leihweise für die Rückreise über den Atlantik an, denn damit kann man Grib-Files von predict-wind per Satellit herunterladen und so einen Überblick über die Wettersituation für die Routenplanung bekommen. Er will auf den Turks & Caicos-Inseln seinen Kat für längere Zeit an Land stellen, bevor er die nächsten Etappen durch die Bahamas in Angriff nimmt. Deshalb braucht er das Satellitenkommunikationsgerät dann selbst nicht. Super, danke! In Provenciales, der Caicos-Hauptinsel, soll ich es mir dann abholen.

Vespa

Eine Vespa, gut gepflegt, in baby-blau vor rosa Hauswand: Götz hätte als Fan der Fifties seine helle Freude daran.

Inzwischen ist es spät geworden. Merle und ich wollen nun zügig los, damit wir vor Anbruch der Dunkelheit in Point-A-Pitre, der Hauptstadt von Gouadeloupe ankommen. Nachdem ich Jan-Peter bei seinem Mini-Kat abgesetzt habe, klariere ich an Land aus, was per dortigem Computer und vorbereitetem USB-Stick gut von der Hand geht. Eilig machen wir das Schiff segelklar, was mittlerweile routiniert abläuft und in wenigen Minuten geschafft ist. Adieu Iles-des-Saintes!

Point-A-Pitre bei Dunkelheit

Pointe-A-Pitre und seine Hafeneinfahrt leuchten hell in der pechschwarzen Nacht

War ja gut gemeint mit "vor Anbruch der Dunkelheit", aber nicht machbar. Der Passatwind aus Ostnordost lässt uns nicht hoch genug am Wind segeln, um die Ostküste der Hauptinsel sauber in Lee zu lassen. Vor der Küste angekommen, versuchen wir eine Wende. Der Wendewinkel ist aber so groß, dass wir eher wieder zurück als vorwärts segeln. Also wieder zurück auf Backbordbug mit "dänischem Kreuzen", sprich hoch am Wind segeln mit Motorunterstützung. Das bringt mehr Höhe am Wind, kostet aber Diesel. Egal, wat mutt, dat mutt.

Die Untiefentonnen zur Markierung der Flachs vor der Bucht von Pointe-A-Pitre sehen wir noch im letzten Tageslicht. In der Hafeneinfahrt strahlt ein Monstrum von hell erleuchteten Schiffsaufbauten. Ob das Schiff in Fahrt ist oder vor Anker liegt, ist erst spät zu erkennen: Es ankert auf Reede. Na dann... Wir rollen die Segel weg und tasten uns am Rand des engen Fahrwassers entlang. Ein Schlepper kommt uns mit ziemlich viel Speed entgegen. Jetzt noch so spät in den Yachthafen rechts zu gehen, macht wenig Sinn. Ankern gleich gegenüber in der flachen Bucht ist dagegen kein Problem, jedenfalls wegen der Wassertiefe. Allerdings liegen dort schon einige Yachten, davon sind nur drei auf dem AIS zu sehen, und die meisten anderen haben kein Ankerlicht gesetzt. Zwischen den dunklen Schatten der Ankerlieger vor dunklem Hintergrund geht es hindurch, es mutet ein bisschen wie Topfschlagen an, nur bitte ohne Treffer! Schließlich fällt der Anker auf dreieinhalb Meter Wassertiefe, Maschine aus und ab in die Koje.

Iles des Saintes nach Point-a-Pitre

Unsere Route von den Iles des Saintes nach Pointe-a-Pitre

Hochleistungs-Trimaran Maserati

Renn-Trimaran Maserati im Yachthafen von Pointe-A-Pitre

Montag, 17. Januar 2022

Wir frühstücken spät und machen uns per Schlauchboot auf den Weg zum Yachthafen gegenüber zum Einklarieren. Außerdem haben wir Größeres vor. Ab Februar gilt nicht mehr als gegen Corona geimpft, wessen zweite Impfung mehr als sechs Monate zurück liegt. Merle hat herausgefunden, dass sich Europäer im französischen Übersee-Departement Gouadeloupe kostenfrei eine Booster-Impfung abholen können. Ob das wohl auch in Praxis stimmt? 

Zum Einklarieren steuern wir die Hafenmeisterei des Yachthafens an. Am Steg liegt eine echte Rennmaschine: der Trimaran "Maserati". Filigran in seiner Konstruktion, aber diese Abmessungen sind mächtig beeindruckend. Junge, muskulöse Männer in Badehosen trocknen ihre Schwerwetterklamotten. Schwerwetter ist auf so einem Renn-Tri eigentlich immer, denn bei Boots-Geschwindigkeiten irgendwo um die 30 bis 40 Knoten kommt der Wind praktisch immer von vorn, verbunden mit einer Menge Gischt - ein nasses Vergnügen. 

"Maserati" von achtern

"Maserati" von achtern. Man achte auf die Abmessungen des Trimarans im Verhältnis zu den darauf stehenden Menschen

Leider steht vor dem Schalter des Marinabüros eine Schlange. Ein älteres Ehepaar hat umfangreichen Beratungsbedarf und hält den ganzen Laden auf. Nachdem die Eingaben am Computer inzwischen flott von der Hand gehen, muss aber noch das zugehörige Blatt ausgedruckt, unterschrieben und abgestempelt werden. Ich trommele corona-maskiert mit den Fingern auf einer imaginären Tischplatte. Schließlich wollen wir ja noch zur Impfung. Erst als ich endlich dran bin, sind die Senioren am anderen Schalter schließlich abgefertigt, und auf einmal geht es zügiger voran.

Wieder draußen, versuche ich, telefonisch ein Taxi zum Flughafen zu bestellen. Der erste Taxi-Dienst bedauert, keine Zeit, aber er will einen Kollegen benachrichtigen, der uns dann gleich anrufen wird. Jedenfalls meine ich das verstanden zu haben. Zehn Minuten vergehen, kein Bild, kein Ton. Wir stehen tatenlos herum und warten. "Merle? Volker?" Huch, wer spricht uns da von hinten an? Wir drehen uns erstaunt um: Ein großer, junger Mann steht vor uns, mit Corona-Maske und Mütze drüber kaum zu erkennen. Schließlich fällt der Groschen: Das ist Christopher von der "Civetta"! Die liegt hier in der Marina am Steg, aber so, dass wir sie bei unserer Ankunft nicht sehen konnten. Was für eine Freude! Zuletzt haben wir uns in Lissabon im Stadthafen gesehen und gesprochen. Danach haben wir uns mehrfach knapp verfehlt, beispielsweise in Bequia in der Admiralty Bay.

Christopher lädt uns zum Abendessen auf Civetta ein. Super, wir freuen uns! Inzwischen kommt unser Taxi, ein Kleinbus. Durch Gewerbegebiete, die so aussehen, wie Gewerbegebiete in Europa nun mal aussehen, geht die Fahrt zum Flughafen, Kostenpunkt: 25 Dollar, äh, nein, Euro.
Eine Schlange steht vor einem Pavillon auf dem Gehsteig. Wir versuchen uns zu orientieren: Müssen wir uns da anstellen? Nein, hier geht es zum PCR-Test. Den brauchen wir dann auch noch für die Weiterreise nach Antigua. Aber bitte erst die Impfung.

Ah, im Gebäude nebenan! Wir treten durch eine Tür in der Glasfront. Zuerst misst ein junger Uniformierter per Infrarotgerät die Körpertemperatur am Handgelenk. Er fragt uns irgendetwas. Ich verstehe nur "Bahnhof" beziehungsweise "Gare". Ein ebenso adrett Uniformierter Endvierziger kommt dazu, entlässt den Jüngeren mit einem Nebensatz aus der Verantwortung und fragt höchst freundlich und zuvorkommend nach unserem Begehr. Mit meinem radebrechenden Französisch frage ich, ob wir als Deutsche hier eine Booster-Impfung bekommen können. Aber natürlich, kein Problem. Er bittet uns an einen Tisch, reicht uns je ein Formular samt Kugelschreiber und hilft uns beim Ausfüllen. Anschließend begleitet er uns zu einer Dame am Schalter, die zunächst skeptisch schaut, nach seiner Erklärung aber unsere Daten samt Reisepass schweigend in einen Computer eingibt. In der kurzen Wartezeit blicke ich mich um. Auf den Uniformen steht "Pompiers". Aha, die Feuerwehr betreibt hier das Impfzentrum. Unser Betreuer führt uns zum Arztgespräch, erklärt auch hier der Ärztin kurz unsere Situation und verabschiedet sich von uns. So ein freundlicher Mann, eine wahre Freude!

Straße in der Altstadt

Straße in der Altstadt

Die Ärztin entschuldigt sich, ihr Englisch sei ziemlich schlecht. Ich beruhige sie, sie könne ruhig Französisch sprechen, aber bitte langsam. Unterstützt von Gesten weist sie auf die möglichen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schmerzen um die Einstichstelle am Oberarm usw. hin, bitte viel trinken! Kennen wir schon alles, schließlich ist es unsere dritte Impfung. Weiter geht's zur eigentlichen Impfung. Auch hier noch einmal Kontrolle der Papiere, und rein ins improvisierte Impfzimmer. Bitte hier Platz nehmen, gleich piekst es, schon vorbei, die Nächste bitte. Auch diese Dame ist ausgesprochen freundlich und wünscht uns alles Gute. An der letzten Station werden unsere Impfpässe aktualisiert. Bitte eine Viertelstunde hier warten, und wenn nichts Ungewöhnliches auftritt, au revoir!

Ich bin geplättet. Eine solche Freundlichkeit und dazu die Selbstverständlichkeit, mit der wir als Deutsche in "Frankreich" kostenlos eine Impfung bekommen, ohne Wenn und Aber... Vive l'Europe! (Es lebe Europa!) Ich bekomme feuchte Äuglein vor Rührung, auch wieder beim Schreiben jetzt gerade.

Textilshop in Point-A-Pitre

Textilgeschäft in der Altstadt von Pointe-A-Pitre. Die Schaufensterpuppen stehen hier in der Karibik einfach auf dem Fußweg.

Anschließend holen wir uns noch den nötigen PCR-Test bei der jungen Frau unter dem Pavillon, die von ihrem Handy derart in Anspruch genommen ist, dass wir kaum wagen, sie zu stören. Als sie uns doch noch bemerkt, geht es zügig voran. Zunächst sollen wir im Online-Portal unsere Daten eingeben, damit das Testergebnis per E-Mail zugestellt werden kann. Aber das Portal wird auf unseren Handies nicht geladen - das dauert! Kurzerhand reicht uns die Testerin ihr Handy, wir geben dort unsere Daten ein, und ruckzuck haben wir wieder ein Wattestäbchen fast in der Stirnhöhle. Mittendrin sorgt eine Windbö für Aufregung: Alle Anmeldezettel, die in einem offenen Karton gesammelt lagen, werden durch die Luft gewirbelt, fliegen über den Fußweg und drohen verloren zu gehen. Merle und ich helfen, die Papiere einzufangen, bevor sie unter irgendein Auto geraten.

"Schaufensterpuppen" ohne Schaufenster

Schaufensterpuppen zum Anfassen

Auf dem Rückweg bitten wir den Taxifahrer (wieder 25 Euro!), uns am Rand der Altstadt abzusetzen, denn wir wollen noch ein bisschen was von Point-A-Pitre sehen. Zu Fuß laufen wir durch die Geschäftsstraßen. Immer wieder amüsant: Was wir als Schaufensterpuppen kennen, steht hier in der Karibik einfach auf dem Fußweg. Ich vermute: Große Glasscheiben gehen alljährlich in der Hurricane-Saison zu Bruch und sind auf Dauer zu teuer. Dagegen ist es in der Trockenzeit eben trocken. Morgens werden die Angebote auf die Straße gestellt, abends wieder reingeholt.

Auf dem Rückweg kommen wir an stattlichen, aber menschenleeren Plätzen vorbei. Mag sein, dass sie zu anderen Tageszeiten bevölkert sind. Der folgende Weg zur Marina ist gesäumt von knallbunten, aber wohl unbewohnten Hütten, deren Bauart auf wenig begüterte Erbauer schließen lässt. Wir rätseln, ob die Behausungen unbewohnt sind oder die Bewohner zur Arbeit und deshalb nicht zuhause sind.

Unmittelbar vor dem Hafen holen wir aus einem Geschäft noch ein paar Lebensmittel und motoren mit dem Schlauchboot zu unserem Ankerplatz. Dort angekommen, schnappen wir uns eine Weinflasche und kehren gleich wieder um, denn wir sind ja heute Abend auf Civetta eingeladen. Ohne uns lange mit verschlossenen Stegtoren aufzuhalten, legen wir direkt an der Halberg-Rassy an, werden freudig begrüßt und klettern an Bord. Bei Christopher, seinem Vater und seinem Cousin gibt es Kartoffelpuffer, Bier und unseren Wein. Nach dem Speisen erzählen die Väter olle Kamellen aus der dunklen Vergangenheit. Die jungen Leute rollen keineswegs mit den Augen, aber immerhin lenkt Christopher immer wieder das Gespräch auf Merles Studium in München. Schließlich wohnt und arbeitet er selbst auch in der bayrischen Hauptstadt.

Angesichts unserer Impfung am Nachmittag üben Merle und ich Zurückhaltung beim Alkohol. Christopher fällt es wie Schuppen von den Augen, warum uns die Booster-Impfung so wichtig war. Er wollte am Nachmittag in das Sklaverei-Museum in Sichtweite. Allerdings verweigerte ihm der Automat die Eintrittskarte. Warum? Weil seine zweite Corona-Impfung länger als sechs Monate zurückliegt und er deshalb als ungeimpft gilt. Der Computer ist da unbestechlich.

Als längst schon Mitternacht durch ist, verabschieden wir uns, finden in stockdunkler Nacht doch noch unsere Joli Ame. Blöderweise haben wir wieder mal versäumt, das Ankerlicht einzuschalten und die Stirnlampe mitzunehmen. War ja schließlich noch hell, als wir aufgebrochen sind...

Marinaeinfahrt Point-A-Pitre

Adieu, Marina Pointe-A-Pitre!

Dienstag, 18. Januar 2022

Schon zieht es uns wieder weiter, auch wenn es noch viel zu sehen gäbe und wir uns in "Frankreich" recht wohl gefühlt haben. Zu kurz ist die Zeit, bis Merle Anfang März in München als Doktorandin anfangen wird. Bis dahin wollen wir die Antillenkette "abgearbeitet" haben.

Wir bestaunen noch die großen Tafeln und Erinnerungen an die Helden der Hochseesegelei, denn diese Marina ist der Zielhafen für die berühmte Transatlantik-Regatta für Einhandsegler "Route du Rhum". Je nach Bootstyp - siehe "Maserati" oben - brauchen die Rennboliden zwischen sieben Tagen und zwei Wochen für die 3500 Seemeilen von St. Malo in der Bretagne bis hierher. Das Konterfei des tragisch verstorbenen Eric Tabarly lächelt uns von einem großen Poster zum Abschied zu: "Habt ihr gut gemacht mit euren 19,5 Tagen...!" Naja, wir sind ja auch nicht von der Bretagne gestartet, sondern von Gran Canaria.

Wir klarieren problemlos aus, und am späten Vormittag geht der Anker hoch. Wir haben uns entschlossen, die Hauptinsel östlich zu umrunden, um von dort  Antigua anliegen zu können. Leider kommt auf der Strecke zum Ostkap der Passatwind fast von vorn. "Dänisches Kreuzen" lautet die Devise, also mit dichtgeholten Schoten und Maschinenunterstützung gegenan. Das dauert. Erst am späten Nachmittag runden wir das Kap, eine zerklüftete Felsenlandschaft.

Wenn wir jetzt die Nacht durchsegeln, kommen wir noch bei Dunkelheit an - ungünstig. Außerdem fühlen wir uns nach der vergangenen kurzen Nacht recht müde. Wir beschließen, den kleinen Hafen von Le Moule an der Nordküste für die Nacht aufzusuchen. Als wir dort ankommen, ist es stockfinster. Die Hafeneinfahrt ist ausgesprochen knifflig, weil schmal, flach und von Riffen gesäumt. Nur wenige kleine Baken markieren die Fahrrinne. Dahinter öffnet sich ein Becken, das immerhin sehr gut vor Schwell geschützt ist. Der kleine Hafen hinter einer Mole für die Fischerboote ist für uns zu flach und zu eng. Auf dem Ufer rechts stehen Angler auf einer Mauer und funzeln uns ständig mit ihren Taschenlampen an. Haben die noch nie so eine Yacht in ihrem Hafen gesehen? Wohl nicht. Der Anker plumpst ins drei Meter tiefe Wasser und wir in die Koje.

Point-a-Pitre nach Guadeloupe Nord

Unsere Route von Pointe-a-Pitre nach Le Moule

Mittwoch, 19. Januar 2022

Im ersten Tageslicht nehme ich die Bucht in Augenschein. Eieiei, das ist ganz schön eng. Außer uns hätte kein zweiter Ankerlieger hier hereingepasst. Wir wirken ein bisschen wie ein Elefant im Kühlschrank. Gut, dass der Passatwind in der Nacht nicht oder kaum dreht. Nach einem schnellen Frühstück machen wir uns auf den Weg. In der engen Ausfahrt, gesäumt von scharfkantigen Korallenriffen, wird mir angst und bange. Dass ich mich im Finstern hier hineingefummelt habe, war reichlich riskant. Selbst bei Tageslicht ist die Passage mit ihrer sehr in die Jahre gekommenen Betonnung nicht ohne. Andererseits: Schulterklopfen für den Skipper, denn schließlich ist es ja gut gegangen.

Der Skipper
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