Blick über Hafen von Le Marin

Mastenwald in der Bucht von Le Marin. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was weiter rechts in der weitläufigen Bucht an Bojen vertäut ist.

Donnerstag, 13. Januar 2022

Die Marina von Le Marin ist gemessen an der Zahl der Bojenlieger recht klein und knallvoll. Obendrein haben hier Yachthersteller ihren Ausstellungshafen für die Karibik. Die weltgrößte Produktion an Yachten kommt aus Frankreich, und die Franzosen haben hier ja nun ein Heimspiel.

Zuerst wollen wir unseren mitgebrachten Müll loswerden. Damit haben wir extra bis hier gewartet, weil wir auf ein funktionierendes Mülltrennungssystem hoffen. Wir folgen gleich am Dinghi-Dock Schildern mit der Aufschrift "Garbage", also nach rechts. Rechts befindet sich ein holzverkleideter Container, der eine Segelschule beherbergt. Müllcontainer? Keine Spur. Wir gehen weiter, finden ein weiteres Schild. Das zeigt wieder nach rechts. Also noch weiter. Und noch weiter. Und dann, wenn du denkst, es kommt nur noch Gebüsch hinter dem großen Marinagebäude, dann, ja dann findest du einen großen Platz mit verschiedenen Mülltrennungscontainern. Na also.

Das Marinagebäude ist eine Shopping Mall mit Läden, Bars und Restaurants. Gar nicht so einfach, darin die Hafenmeisterei zu finden. Kein Wunder, ist auch im ersten Stock, und dann noch mit einer Treppe um die Ecke. Es dauert bestimmt eine Viertelstunde des Herumirrens, bis wir den Zugang gefunden haben. Das Prozedere ist denkbar einfach. Eine sehr freundliche Dame weist auf drei Computer. Dort gibt es eine Eingabemaske, in die jeder Neuankömmling seine Schiffs- und Mannschaftsdaten eingibt. Zum Schluss des Vorgangs fragt der Bildschirm: "Jetzt drucken?" Jau, bitte. Ich blicke mich suchend um, sehe aber keinen Drucker. Nein, nein, die sympathische Dame mit der modischen roten Brille zeigt auf einen Drucker hinter dem Schalter. Sie holt den Ausdruck von dort, vergleicht kurz mit unseren Pässen und den Schiffspapieren, Stempel drauf, bitte fünf Euro und - fertig! Das ging ja mal schnell. Nun ja, ist eben Europa.

Wir sehen uns noch ein bisschen um. Die gut besuchten Bars in der ersten Reihe bieten Cocktails und Snacks an. Happy Hour ist aber erst am Nachmittag. Die Preise sind - nun ja - auch europäisch. Da verzichten wir lieber, ist auch gesünder. Stattdessen suchen wir den Supermarkt auf, der gleich hinter einem Parkplatz liegt. Und auch darin ist die Welt wieder in europäischer Ordnung: Reichhaltige Auswahl an Obst und Gemüse und allem anderen, was das Herz begehrt. Wir füllen unseren Wagen, müssen aber wieder aufpassen, dass wir das alles in unseren Einkaufstaschen und Rucksäcken unterbringen können. Klappt aber. Glücklich ziehen wir von dannen, rein ins Dinghi und ab an Bord. 

Nächster Punkt auf der Liste: Wäsche waschen. Bei unserer Begutachtung der Shopping Mall haben wir schon den Waschsalon gefunden, war allerdings wieder nicht ganz einfach. An Bord suchen wir alles zu Reinigende zusammen. Unser Wäschesack ist prall gefüllt und sauschwer, zusätzlich haben wir noch einen Eimer voll. Oder waren es sogar zwei? Weiß ich nicht mehr. Schließlich war unser letzter Waschtag in Las Palmas auf Gran Canaria. Wir nehmen dann auch eine von den groooßen Waschmaschinen. Die Bedienung des Bezahlautomaten bereitet uns etwas Kopfzerbrechen, aber glücklicherweise gibt es einen Mann, der sich auskennt. Bediensteter oder Chef? Keine Ahnung, ist auch egal, Hauptsache kompetent.

Während unsere Waschmaschine läuft, nutzen wir die Wartezeit für einen Bummel durch die Shops. Merle möchte sich einen neuen Bikini leisten, denn die mitgebrachten sind zum Teil schon arg verschlissen. Wie das bei weiblichem Shopping so üblich ist, steht Mann im Laden rum und wartet vor der Anprobekabine. Na, denke ich mir, schaue ich doch auch mal nach Badehosen. Im ersten Laden, der im Preisniveau ganz angenehm erscheint, werden wir allerdings nicht fündig. Im übernächsten entscheidet sich Merle für etwas leuchtend neon-hellrotes, was ihr ausgezeichnet steht. Bei mir wird es eine Badeshorts in kräftigem Orange. Knallige Farbe für einen Senior...

Wer sich bis hierher fragt, wo denn eigentlich die Fotos von diesem Tag bleiben, hat völlig Recht. Wir haben schlicht und ergreifend keine gemacht. Furchtbar, diese Textwüste, für heutige Mediennutzungsgewohnheiten eigentlich ein No Go. Aber da muss der geneigte Leser jetzt mal durch. Apropos, paradox ist, wenn... man sagt, Anglizismen in der deutschen Sprache sind ein klares No Go. Kicher.

Zurück zum Waschsalon schichten wir unseren Wäscheberg in den groooßen Trockner um. Wieder ist uns der Eingeweihte behilflich, denn wir können überhaupt nicht einschätzen, wie lange der Trockner für "schranktrocken" brauchen wird.

Nächste Wartezeit: Wir schauen uns um, wo wir etwas Essbares zu uns nehmen können. Zweite Reihe ist günstiger, also einmal über die Straße, und richtig: Dort gibt es kleine Snackbars mit akzeptablem Preisniveau. Nur leider ist es mitten am Nachmittag und geschlossen, was uns zusagt. Und was offen ist, sagt uns nicht zu. Wieder nix.

Zurück im Waschsalon kommt nach dem Waschen das Legen. Soll ja nicht gleich wieder knittern, was schön glatt aus dem Trockner kommt. Wir verpacken alles in mitgebrachte Eimer und Wannen und ziehen von dannen. Reim dich oder ich fress dich.

Schwer bepackt kommen wir zurück an Bord, immer darauf bedacht, das frisch Gewaschene nicht mit Salzwasserspritzern zu verunzieren. Nach diesem arbeitsreichen Orga-Tag hängt uns der Magen nun wirklich in den Kniekehlen. Das übliche Spielchen beginnt: Google Maps nach nächstgelegenen Restaurants befragen und Bewertungen vergleichen. Obendrein Öffnungszeiten berücksichtigen. Der durchschnittliche Franzose gibt für Essen etwa 50 Prozent seines Einkommens aus, der Deutsche nur weniger als 30. Bei den Ausgaben für Wohnen ist es umgekehrt. Demzufolge sind die Restaurantpreise hier auch eher gehoben. Wir entscheiden uns für einen asiatischen Take away. Rein ins Schlauchboot und hin, schließlich wird es in einer halben Stunde dunkel.

Sonnenuntergang Bucht von Le Marin

Die Bucht von Le Marin im Abendlicht

Wir erklimmen eine steile Straße und erreichen einen kleinen Platz mit Kirche und einem wundervollen Ausblick über die Bucht (siehe Foto). Weiter geht's entlang einer vielbefahrenen Straße, gesäumt von Einfamilienhäusern, kleinen Läden und Wohnblocks. Schließlich finden wir den Asia-Take-Away. Die beiden Asiatinnen darin sprechen null Englisch und nur bröckchenweise Französisch. Das Blatt mit dem Angebot und Verständigung mit Händen und Füßen genügt aber für die Bestellung. Während wir auf die Fertigstellung warten, kommt ein LKW-Fahrer, parkt seelenruhig direkt vor der Veranda, sodass alle nachfolgenden Autos auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen, wartet so auf sein Gericht und reiht sich nach zehn Minuten wieder in den Verkehr ein. Frechheit siegt.

Resort bei Le Marin

Beach Resort an der Bucht von Le Marin

Freitag, 14. Januar 2022

Wir haben beschlossen, angesichts des dann doch recht straffen Zeitplans keine weiteren Ziele auf Martinique anzusteuern. Wegen der komplizierten Ein- und Ausklarierung inclusive kostspieligem PCR-Test usw. wollen wir auch auf das benachbarte Dominica verzichten. Es soll also gleich nach Guadeloupe gehen. Das bedeutet eine Reisezeit von ca. 24 Stunden mit Nachtfahrt. Bevor wir am späten Vormittag aufbrechen, wollen wir noch den Dieseltank füllen. Als wir ankerauf gehen, ist noch Platz an der Tanke. Bis wir jedoch dort angekommen sind, warten schon zwei andere Yachten. Bis wir endlich die Zapfpistole einstecken können, müssen wir gefühlt fast eine Stunde vor dem Tankstellenponton Wartekringel fahren. Nach uns warten dann auch wieder mindestens drei Yachten, um ihren Dieseldurst zu stillen. Dann geht's bei gleißendem Mittagslicht hinaus aus der Bucht.

Diamond Rock

Diamond Rock am späten Nachmittag

Am Nachmittag passieren wir den Diamond Rock, ein Wahrzeichen von Martinique. Eine Truppe britischer Soldaten hatte 1804 den Felsen in eine Mini-Festung verwandelt und damit die Einfahrt zur Bucht von Fort-de-France für die Franzosen erschwert. Bis die französisch-spanische Flotte den Felsen erobern konnte, hielten die Engländer der Belagerung fast eine Woche stand, bis sie kein Wasser und keine Munition mehr hatten.

Uns ist schleierhaft, wie man an den fast senkrechten Felswänden überhaupt anlanden und dann auch noch Kanonen hinaufbringen kann.

Die Nachtfahrt verläuft ruhig, im hellen Mondlicht zieht die Insel Dominica an uns vorbei. In der zweiten Nachthälfte muss wegen Windmangels in Lee der Insel sogar die Maschine ran. Als wir den Windschatten von Dominica verlassen, rollen wir die Segel wieder aus und können bis direkt in die Iles de Saintes segeln.

Martinique nach Iles des Saintes

Unsere Route von Le Marin auf Martinique nach den Iles des Saintes in Guadeloupe

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